Das Vertrauen der Menschen in die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems bleibt stabil
Das Vertrauen der Menschen in der Metropolregion Rhein-Main in die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems bleibt auch während der Corona-Pandemie stabil. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 1.000 Erwachsenen ab 18 Jahren in Rhein-Main im Auftrag der gesundheitswirtschaft rhein-main e.V. (gwrm). Die Umfrage wurde bereits zum dritten Mal durchgeführt. „Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass durch die Pandemie das Gesundheitswesen in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt ist.
Forschung und Innovation
Vor allem die Themen Forschung und Innovation sind seit Corona für die Bürger noch bedeutsamer geworden“, erklärt Dr. Anna Eichhorn, Co-Vorsitzende des Vorstands der gwrm. Im vergangenen Sommer gaben 53 Prozent der Befragten an, dass eine staatliche Förderung von innovativen Ideen „sehr wichtig“ für das Gesundheitswesen sei. Bei der aktuellen Befragung waren es 56 Prozent. Die Rolle forschender Pharmaunternehmen ist seit Beginn der Corona-Krise für die Menschen ebenfalls deutlich wichtiger geworden. Während im Sommer des vergangenen Jahres 44 Prozent diesen Bereich als besonders gewichtig erachtet haben, sind es aktuell sogar 51 Prozent.
Gesundheitseinrichtungen
Die neuen Umfrageergebnisse zeigen außerdem, dass die Menschen seit Corona die Qualität der von den verschiedenen Einrichtungen im regionalen Gesundheitswesen erbrachten Leistungen als besser bewerten. Den Spitzenplatz belegen die Hausärzte (Note 2,3), gefolgt von Fachärzten (Note 2,5) und Krankenhäusern (Note 2,6). Auffallend ist: Je älter die Befragten sind, desto besser schätzen sie die Qualität der Gesundheitseinrichtungen ein. „Das ist ein gutes Zeichen, denn es sind ja gerade ältere Menschen, die tatsächlich die meisten aktiven Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen haben“, sagt Stefan Grüttner, Co-Vorstandsvorsitzender der gwrm. Auch die Hygiene in den Gesundheitseinrichtungen wird seit Beginn der Pandemie von den Bürgern als besser bewertet. Die Hygiene in den Kliniken z.B. hat bei der letzten Befragung der gwrm im Februar 2020 noch die Note 2,7 erhalten. Im August verbesserte sich dieser Wert auf 2,5.
Gesundheitsberufe
In den Augen der Bevölkerung ist die Bedeutung des Gesundheitswesens zwar insgesamt gestiegen, die Attraktivität der Gesundheitsberufe jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Attraktivität dieser Berufe ist im Vergleich zur ersten gwrm-Befragung vom Sommer 2019 sogar noch gesunken. Als attraktiv bewerten den Beruf des Arztes oder Zahnarztes nur noch 82 Prozent (vor einem Jahr noch 86 Prozent), den Beruf des Apothekers nur noch 78 Prozent (83 Prozent) gefallen. Besonders bitter sind die Umfrageergebnisse bei den Pflegeberufen. Dieses Arbeitsfeld wurde von den Befragten bereits in den vergangenen beiden Umfragen als der unattraktivste wahrgenommen. Nun ist die Beliebtheit der Pflegeberufe sogar noch weiter abgesackt: Aktuell können sich nur 29 Prozent der Befragten vorstellen, in der Pflege zu arbeiten. Im vergangenen Jahr waren es noch 30 Prozent. „Applaus und Corona-Boni reichen offenbar nicht aus, um mehr Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Es muss noch mehr dafür getan werden, damit sich das Image des Berufs und die tatsächlichen Arbeitsbedingungen verbessern“, erklärt Eichhorn.
Qualitätssicherung und Patientensicherheit
Die gwrm-Umfrage hat zudem gezeigt, dass die Menschen im Rhein-Main-Gebiet ein großes Bedürfnis nach Sicherheit haben. 96 Prozent der Befragten nannten die Stärkung der Patientensicherheit als wichtigstes Handlungsfeld der Landespolitik. Selbst die Versorgung mit Hausärzten im ländlichen Raum steht mit 95 Prozent dahinter leicht zurück. „Vor diesem Hintergrund ist die kürzlich erfolgte Auflösung des eigenständigen Referats für Qualitätssicherung und Patientensicherheit im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration aus meiner Sicht ein falsches Signal“, sagt Grüttner. Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis der Menschen wird im Bereich Arzneimittel ebenfalls deutlich: 94 Prozent der Befragten messen einer staatlichen Kontrolle von Wirksamkeit, Nutzen und Sicherheit von neuen Medikamenten eine hohe Bedeutung bei. Im Sommer 2019 lag dieser Wert noch bei 92 Prozent.
Digitale Gesundheitsangebote
Auch die Akzeptanz digitaler Gesundheitsangebote ist im Zuge der Corona-Pandemie gestiegen. Während im Februar 12 Prozent der Befragten angaben, eine Videosprechstunde „auf jeden Fall“ in Anspruch nehmen zu wollen, sind es nun 20 Prozent. Noch stärker sind die Zustimmungswerte bei der elektronischen Kommunikation mit Ärzten und Krankenkassen gestiegen: Vor Corona hätten sich 36 Prozent der Befragten einen Austausch per Mail oder Apps gewünscht; nun sind es 39 Prozent.
Quelle: Gesundheitsversorgung 2020 auf dem Prüfstand. Gesundheitswirtschaft Rhein-Main 2020.