„Krankenhausreform und Insolvenzwelle: Was erwartet die Gesundheitsbranche in 2024?“
Am 24. Januar fand die medlounge der Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e.V. (gwrm) zum Thema „Krankenhausreform und Insolvenzwelle: Was erwartet die Gesundheitsbranche in 2024?“ statt, zu der der Vorsitzende Stefan Grüttner sowie Gastgeber Michael Ey, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der gut gefüllten Sky Lounge im 48. Stock des Tower 185 in Frankfurt a.M. begrüßte.
„Die Lage der Krankenhäuser ist so schlecht wie noch nie und Insolvenzen steuern 2024 auf ein Rekordhoch zu“ – so das Fazit des aktuellen Krankenhaus-Barometers des Deutschen Krankenhausinstituts. Wird die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung diese Entwicklung steuern können? Was kann eine ungeordnete Marktbereinigung verhindern? Und wie können Klinikverantwortliche auf die aktuellen Herausforderungen reagieren? Diese Fragen wurden bei der medlounge der gwrm von einem Experten-Trio aus unterschiedlichen Perspektiven adressiert.
Im ersten Statement skizzierte Dr. Christian Höftberger, Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG), Aufsichtsratsvorsitzender der Asklepios Klinik Langen-Seligenstadt und gwrm-Vorstandsmitglied, anhand aktueller Zahlen die krisenhafte Lage der deutschen Krankenhauslandschaft sowie die wenig hoffnungsvollen Prognosen für 2024 und wies darauf hin, dass gerade kleinere Krankenhäuser sehr unter der aktuellen Finanzierungskrise leiden. Anschließend stellte er Herausforderungen und Erwartungen an die Krankenhaus-Planung der Länder dar. Dabei ging er insbesondere darauf ein, dass die Länder kaum ausreichende Strukturen haben, der drohenden Insolvenzwelle zu begegnen und vor welchen Herausforderungen diese im Zusammenspiel mit der Bundesebene stehen, die Krisenlage zu steuern und den Versorgungsauftrag sicherzustellen.
Fabian Schülke, Leiter Krankenhausberatung bei PwC Deutschland, gab in seinem Vortrag einen Überblick über die zentralen Treiber der derzeitigen Entwicklung im deutschen Krankenhaussektor, die zu einem großen Transformationsdruck in der Branche führen. Dazu kommt eine Vielzahl an tiefgreifenden gesundheitspolitischen Reformen, die die Entscheider in Atem hält. Er berichtete, dass klassische Sanierungsprogramme der aktuellen Defizitlage oft nicht mehr ausreichend begegnen können und die Beratung sich zunehmend von der operativen über die taktische hin zur strategischen Ebene fokussiert. Als Beispiel nannte Schülke Kooperationen und Verbundbildungen wie die Formierung einer Gesundheitsregion, um auf regionaler Ebene die stationäre Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Am Ende wies er auf die Notwendigkeit hin, mit Hilfe einer übergeordneten Planung auf ein gemeinsames bedarfsgerechtes und langfristig finanzierbares Zielbild zuzusteuern.
Im letzten Vortrag des Abends lieferte Dr. Mark Boddenberg, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, einen „Crash-Kurs im Insolvenzrecht“. Er gab zunächst einen Überblick über Insolvenzgründe und setzte den Schwerpunkt auf die daraus entstehenden Pflichten für Klinik-Verantwortliche und die damit verbundenen Haftungsrisiken. Danach zeigte er Handlungsoptionen zur Lösung und Gestaltung einer finanziellen Krise auf und verwies im Falle eines Insolvenzverfahrens insbesondere auf die Notwendigkeit für eine frühzeitige und umfassende Planungsphase hin, da diese das Verfahren und dessen Ergebnis maßgeblich beeinflusst. Dabei ging er auf die Unterschiede des Regelverfahrens gegenüber dem Eigenverwaltungsverfahren ein, das den Verantwortlichen mehr Handlungsalternativen eröffnet.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Esther Walter, Referatsleiterin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Staatskanzlei, die auch die lebendige Diskussionsrunde im Nachgang des Vortrags leitete. Der Abend klang mit einem anschließenden Get-Together aus.
Impressionen der medlounge vom 24.01.2024
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georg-foto, offenbach am main